Die ersten 10.000…

…waren in Wirklichkeit nur 4.200. Schließlich war es eine gebrauchte Seele.

4.200km überwiegend Stadtverkehr mit durchschnittlich unter 20kwh Stromverbrauch auf 100km (im Winter). Das ist ein Gegenwert von etwa zwei Liter Diesel, auch wenn das wegen extremer Unterschiede im Wirkungsgrad eher unfair ist.

Fakt ist aber: bisher haben wir nicht mehr als 30€ für Strom ausgegeben (Flat-sei-dank) und keinen Milliliter eines Mineralölproduktes verbraucht – wobei, stimmt nicht – ich musste eine defekte Türdichtung mit Vaseline behandeln, bevor sie (auf Garantie) ausgetauscht wurde. Und der Kostenvergleich geht auch auf. Für die gleiche Strecke hätten wir mit unserem Italo-Diesel vorher etwa 400€ investieren müssen.

Fazit: Es ist nicht nur sauberer, sondern auch noch günstiger. Bislang bin ich total begeistert. Aber morgen wird es spannend – ich fahre in den Urlaub. Zunächst nach Stuttgart, zu meinem Bruder. Ich werde berichten…

Moderne Menschen?

Montag Nachmittag, ich fahre direkt am Bottroper Hauptbahnhof an die Schnelladesäule, steige kurz aus, stecke den Chademo-Charger ein, drücke zwei Knöpfe und schon fließt massenhaft Energie durch das dicke Stromrohr – kostenfrei. Ich steige auf der Beifahrerseite wieder in mein Auto, nehme meinen Rechner aus dem Rucksack, klappe ihn auf, verbinde mich mit meinem mitgeführten LTE-Hotspot und beginne in meinem klimatisierten „Büro“ eine Datenbanken-Klausur zu konstruieren, alles ganz normal oder?

Am Taxistand stehen sechs Taxifahrer, die mir mit offenen Mündern zusehen. Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin der einzige „moderne Mensch“…

Ein langer Tag…

Heute habe ich die erste „Langstrecke“ mit dem Seelchen erledigt, ein Termin in Münster und die Neugierde es tatsächlich zu versuchen (und nicht den Zug zu nehmen) haben dazu geführt. Insgesamt habe ich heute also knapp 190km rein elektrisch zurückgelegt – hier ein Protokoll:

06:50 Uhr – Akku 99%: Die normale „Kinder-und-Ehefrau-wegbring-und-zur-Schule-Fahrt“ (im Folgenden KuWwuzSF) beginnt.

07:15 Uhr – Akku 89%: Am kalten Morgen und mit Kindern gilt: 1km=1% Akku. Aber den Kindern zu erzählen, dass sie heute frieren müssen, weil Papa später nach Münster muss… das klappt um die Zeit auch nicht.

11:30 Uhr – Akku 84%: Ich bin kurz nochmal zu Hause um mich umzuziehen. Nach Münster sind es auf der schnellen Strecke knapp 90km – das wird knapp. Die Reichweitenprognose vom Auto ist 100km. Nehme ich den kurzen Weg und dafür die doppelte Fahrzeit in Kauf? Ein kurzer Check in der App und fertig ist der Plan: Abfahrt um 12:00 Uhr, dann Zwischenstopp in Haltern am See, da ist ein Autohändler der eine Gratis-Schnellade-Säule mit 44kW betreibt. Die bringt mich in 30 Minuten auf 85%, dann weiter nach Münster, Ankunft dort mit ca. 30% Restakku, dann drei Stunden an eine normale Ladesäule (ja wirklich! In ganz Münster gibt es keine öffentliche Chademo-Schnellade-Säule… nicht mal kostenpflichtig). Das sollte dann mit knapp 90% Akku für die Rückfahrt reichen und dann abends bei uns um die Ecke an der Tankstelle wieder auf 100% auffüllen. Prima Sache, Abfahrt!

12:40 Uhr – Akku 45%: Es war etwas Stau und ich musste etwas mehr Strom geben um den Zeitplan zu halten. Jetzt 30 Minuten laden, dann ist alles gut. Die Leute am Autohaus sind nett, ich bekomme gegen die Ladeweile einen Kaffee.

13:10 Uhr Akku… was? 45%?? Das kann nicht stimmen. Auto aus – Auto an – stimmt doch. Jetzt habe ich ein Problem… Geh ich jetzt zu den Leuten vom Autohaus und meckere rum oder was? Bringt ja auch nichts! Das Auto prognostiziert eine Reichweite von 53 km und bis zur geplanten Ladesäule in Münster sind es 45 km. Jetzt wird es spannend.

13:10 – 13:50 Uhr – Akku… ach egal, so lange ich fahre, fahre ich. Die Heizung ist aus, es ist bitterkalt im Auto. Warum habe ich eigentlich die Jacke bei der Abfahrt ausgezogen? Ich gönne mir die Lenkradheizung. Am besten wäre es, stehen zu bleiben, um die Jacke anzuziehen, aber wer weiß, wann dann der nächste LKW vorbei kommt – und ich brauche den Windschatten. Also weiter. Bei der Ausfahrt Nottuln sagt meine Reichweite 19 km und das Navi 15 km. Ab hier geht es bergab – also buchstäblich – das schaffe ich.

13:50 Uhr – Akku leer. Ich bin tatsächlich angekommen. Restreichweite unter 5 km. Jetzt noch mit dem seltsamen Ladesystem der Stadtwerke Münster herumschlagen und der Tag ist gerettet. Kunden der Stadtwerke Münster laden gratis mit RFID-Karte, Fremdkunden müssen eine Hotline anrufen und dann kommt die Abrechnung über die Mobilfunkrechnung. Allerdings hat da irgendwas nicht mit der TAN geklappt und – na egal, irgendwann hat das Auto geladen und wenn die unfassbaren 9,90€ nicht auf der Rechnung erscheinen bin ich auch zufrieden.

16:30 Uhr – Akku 60%: Ach ja, ich hatte ja damit gerechnet mit 40% Akku anzukommen. Mist! Gegen die Ladeweile hilft eine Runde Ingress.

17:00 Uhr – Akku 75%: Eben hat das Auto noch 100 km prognostiziert, deswegen habe ich den Ladevorgang beendet – ich will nach Hause und 21 km reichen als Puffer. Plötzlich sind es nur noch 93 km Reichweite. Nimmt das denn heute gar kein Ende? Egal – klappt schon.

17:45 Uhr – Akku 15%: Klappt sogar ganz gut. Abgesehen von nervösen Anzeigen und einer Navi-Stimme die schon vor 10 km meinte „Akkuladestand niedrig – bitte nächste Ladestation anfahren!“ hat alles gut geklappt. Sogar warm war es. Aber jetzt parkt ein Stinker auf meinem Ladeparkplatz. Auf Stress hab ich keine Lust und die 12 km Restreichweite reichen noch bis zur Gratis-Chademo-Säule am Bahnhof (und ggf. sogar wieder zurück nach Hause).

17:50 Uhr – der Akku lädt. In einer halben Stunde liegen wieder 80% an und ich kann endlich nach Hause fahren. Ich gehe jetzt kurz einkaufen.

18:20 Uhr – Akku 18%: Ist tatsächlich mein Chademo-Anschluss kaputt oder haben sich die doofen Jungs, die mich vorhin die ganze Zeit beobachtet haben, einen schlechten Scherz erlaubt? Dann eben überwachtes Laden im Auto sitzend…

18:50 Uhr – Akku 83%: Der Anschluss scheint zu gehen und beim Laden im Auto zu sitzen gibt mir wenigstens Zeit zum Bloggen.

 

Fazit des Tages:

  1. Chademo muss überwacht werden, sonst ist Schnelladen ein Problem.
  2. Vertraue deiner Restreichweiten-Anzeige, sie weiß genau was noch geht.
  3. Der Kia Soul kann Windschatten echt gut gebrauchen.

Ich bin jetzt im Bett, morgen früh um 6:50 Uhr beginnt wieder die KuWwuzSF.

P.S.: Ich glaube ich muss mehr dokumentieren – kein einziges Bild von leeren Akkus… egal, nächstes Mal.

 

Laternenstromer = Laterneparker + Stromer

Ich bin jetzt elektrisch. Der Wechsel vom besten Auto der Welt (einem Fiat Croma Diesel) zum allerbesten Auto der Welt (das mag subjektiv sein) ist vollzogen. Am 19.01. ist der Stromer bei uns angekommen.

Tankst Du noch, oder lädst Du schon? Seit gut 500km hab ich keine Dinosaurier in den Tank gefüllt, sondern ausschließlich Stecker angesteckt. Manche Erfahrungen werde ich noch nachliefern, aber hier erstmal die Rahmenbedingungen:

Ich: (noch) 39 Jahre alt und Lehrer (Seiteneinsteiger kurz vor der zweiten Staatsprüfung.

Wir: zusätzlich meine Frau (33 Jahre) und meine zwei Kinder (4 und 3 Jahre alt).

Die Gegend: Das Ruhrgebiet! Wir leben in Bottrop, ich arbeite in Gelsenkirchen, meine Frau arbeitet in Essen Mitte und die Kinder sind in Essen Nord im Kindergarten.

Das Auto: Ein Kia Soul EV mit einer theoretischen Reichweite von 200km und allem drum dran (abgesehen vom Panoramadach).

Das ist der Moment, in dem alle nach der Reichweite oder nach der Ladedauer fragen. Bisher ist das einfach: Reichweite reicht (ich lade immer am Hauptbahnhof mit Chademo in 30 Minuten auf 80%)… So sind bislang 600km zusammen gekommen, die keinen Cent gekostet haben.

Aber Geld ist eben nicht alles… die Berichte kommen 😉